Vor rund vier Jahren verließt Fynn "Zakko" Zaske den SC Schwarzenbek in Richtung Hamburg. Nach einem kurzen Intermezzo bei TuRa Harksheide und einem Aufstieg mit dem Glashütter SV, spielte Zakko für eine Uni-Mannschaft in Mexico und trat beim vier gegen vier auf den Straßen von Kolumbien an. Gestern hat der heute 25jährige beim SCS unterschrieben und kehrt zum SC Schwarzenbek zurück. Was der Defensivspieler in den letzten Jahren erlebt hat, was für ihn der größte Erfolg war und Einblicke in die Fußballwelt Südamerikas erhaltet Ihr jetzt in unserem ausführlichen Interview mit dem Neuzugang.
Moin Fynn, herzlich Willkommen zurück beim SCS!
Du hast den letzten Monat in Kolumbien verbracht und musstest aufgrund der aktuellen Situation deine Reise abbrechen. Schildere uns doch mal aus deiner Sicht, wie Du die letzten Monate erlebt hast und wann deine Entscheidung gefallen ist nach Deutschland zurückzukehren?
Nach meinem Auslandssemester in Mexiko, bin ich mit dem Rucksack durch Zentralamerika, bis nach Kolumbien gereist. Der Plan war in Kolumbien einen Monat zu verbringen. Als ich in Cali (16.3.2020) war, überschlugen sich Tag für Tag die Nachrichten und der Druck auf mich wuchs ebenfalls. Jeden Tag leuchtete eine neue Schlagzeile auf meinem Handy auf. Als ich von dem Gerücht einer Grenzschließung Wind bekam, entschied ich mich, meine Kolumbientour abzubrechen und direkt in die Hauptstadt (Bogotá) zu fahren, um gegebenenfalls flexibler auf die Geschehnisse reagieren zu können. In Bogotá hatte ich dank einer Freundin eine Unterkunft und konnte in dieser Hinsicht beruhigt schlafen. Nochmal vielen Dank und liebe Grüße an Lorena und Juliana samt ihrer Familie. Ihr seid die Besten! In Bogotá erreichte mich dann tatsächlich die Nachricht von der Botschaft, dass allen Deutschen empfohlen wird, sich sofort zum Flughafen zu begeben, um zu versuchen die letzten Flüge nach Europa zu ergattern. Der Flugverkehr aus Bogotá nach Europa sollte am 22. März schließen. Nachdem ich 4 Stunden in einer gefühlt endlosen Schlange an einem Verkaufsschalter verbracht hatte, konnte ich noch ein Flugticket für den 20. März nach Barcelona kaufen. Von Barcelona ging es dann nach München. In München konnte ich bei einem ehemaligen Leichtathletikschüler meines Opas die Nacht überbrücken, bevor es morgens am 21. März nach Hamburg ging. Im Großen und Ganzen war die ganze Geschichte nicht ganz so ärgerlich, da ich nur 6 Tage früher, als geplant zu Hause in Deutschland war.
Den SCS verlassen hast du 2016. Damals hast du in der zweiten Herren gespielt und gehörst zur Aufsteigermannschaft der Saison 2015/2016. Was sind Deine besten Erinnerungen an diese Zeit und war dieser Erfolg der Größte deiner bisherigen Fußbaler-Karriere.
Naja, also so richtig war ich leider kein Teil der legendären Aufstiegsmannschaft. In dieser Zeit hatte ich mit einer Schambeinentzündung und einem Leistenbruch zu kämpfen. Als ich nach meiner Operation endlich wieder fit wurde, war die Saison schon fast vorbei. Ich durfte einmal kurz gegen Europa und ASV Bergedorf spielen und war froh, diese Spiele ohne Schmerzen zu überstanden zu haben. Abgesehen von einem erzielten Tor, war das allergrößte Gefühl für mich, einen Fußballplatz ohne Schmerzen wieder zu verlassen. Nach dieser Saison habe ich noch ein wenig in der zweiten Herren in der Bezirksliga gekickt und wir konnten auch ein richtig geiles Spiel gegen Voran Ohe mit einem 5:4 Erfolg feiern. Unvergessen! Danach habe ich den SCS verlassen, weil ich nach Hamburg Langenhorn gezogen bin. Ausgenommen von der Verletzungsfreiheit seit ca. fünf Jahren, feierte ich meinen allergrößten Erfolg beim Glashütter SV. In meiner zweiten Saison sind wir in die Bezirksliga aufgestiegen und haben die erste Herren wieder dahin geführt, wo sie auch von der Qualität hingehört, und zwar in die Bezirksliga Nord. Ich habe in dieser Saison fast jedes Spiel gespielt und hatte (fast) nie Probleme in der Leiste. Es war einfach eine unfassbar geile Zeit, in der ich viel auf und neben dem Platz mitgenommen habe.
Was die Wenigsten wissen ist, dass du zu den ersten Admins unserer Facebookseite gehörst und schon sehr früh angefangen hast Spielansetzungen zu veröffentlichen und Updates zu posten. Wie hast Du die Entwicklung seit diesen Anfangszeiten wahrgenommen und bist du zufrieden damit, was der SCS aus seinen sozialen Medien rausholt.
Ja das stimmt tatsächlich. Als damals Maxi Flatau noch aktiv für den Verein war, hat er die Social Media Gruppe ins Leben gerufen. Da Maxi schon damals, so wie heute noch, ein guter Freund von mir ist, hat er mich irgendwie mit ins Boot geholt. Aber man muss erwähnen, dass er sich um die ganze Organisation gekümmert hat. Ich habe nur ab und zu, wie du schon erwähnt hast, ein paar Spielansetzungen der ersten und zweiten Herren veröffentlicht. Was ihr da heute auf die Beine stellt, ist mit damals gar nicht zu vergleichen. Mit Florian Leibold, hat der Verein natürlich jetzt eine ganz andere Qualität. Mit dem Sportmanagement-Absolventen läuft das alles jetzt zwei bis drei Stufen professioneller als unter uns beiden Fußballbekloppten damals.
Du bist vielen beim SCS als zweikampfstarker 6er in Erinnerung geblieben. Ist das deine Lieblingsposition und welche Stärken bringst du mit, von denen das Team profitieren kann.
Ach bin ich das? Haha vielen Dank! Das freut mich natürlich zu hören. Ich habe immer sehr gerne auf dieser Position gespielt. Ich mag es tiefe flache Pässe in die Spitze zu spielen oder einfach mal auf die Bremse zu drücken, um den Ball quer laufen zu lassen. In meiner ersten Saison bei Glashütte habe ich immer auf der sechs gespielt. Wir haben immer versucht Fußball zu spielen, um unsere schnellen Stürmer in die Tiefe zu schicken. Das hat richtig Spaß gemacht. Lange Bälle haben wir eigentlich immer versucht zu vermeiden. Deshalb war die Position auch so geil. Ich habe immer noch die Stimme von Peter Roggensack (mein ehemaliger Trainer) im Kopf wie er schreit: "Tiefe! Tiefe!"
In meiner zweiten Saison hatten wir ein Pokalspiel gegen einen Landesligisten. Ich glaube es war Bramfeld. Mein Trainer hat mich den Abend vorher angerufen und mir gesagt, dass er mich morgen auf der rechten Außenverteidiger-Position einsetzen möchte. Mir war das eigentlich relativ egal, da ich einfach nur spielen wollte. Nach dem Spiel habe ich sehr viel Lob erhalten und für den Rest der Saison wurde ich nur noch auf der rechten Verteidigerposition eingesetzt. Auch da hat es mir richtig Spaß gemacht in der Truppe und laufen kann ich ja (lacht). Leider haben wir das Pokalspiel in den letzten Minuten mit 3:1 verloren.
Du warst jetzt circa vier Jahre in der Welt unterwegs, hast in Hamburg gewohnt, in Mexiko gelebt und hast Zentralamerika bis nach Kolumbien bereist. War Fußball in den letzten Jahren trotzdem ein Thema in deinem Leben und wenn ja für welche Vereine hast du die Schuhe geschnürt.
Ja das stimmt. Ich habe viel erlebt in den letzten Jahren. Und nun bin ich wieder da, wo alles angefangen hat. Beim SC Schwarzenbek habe ich unter meinem Vater als Trainer das Fußballspielen gelernt. Peter Gawlik und Torsten Schmitt waren damals meine ersten Trainer. Unglaublich wie die Zeit rennt.
Nach meinem Umzug habe ich durch meinem damaligen Berufsschulkumpel Chris Pinoy bei Tura Harksheide gespielt. Leider habe ich schnell gemerkt, dass das Umfeld in diesem Verein nichts für mich ist und ich habe bei Glashütte angefragt. Durch die HSV-Fanszene habe ich damals Tobias Hinrichs angeschrieben, ob er mich mal mitnehmen könnte. Glashütte hatte damals noch in der Bezirksliga Nord gespielt und ich habe beim ersten Training doch schnell gemerkt, dass das Tempo ein anderes war, als ich es aus den letzten Jahren in der Kreisliga gewohnt war. Ein wenig konnte ich aber doch überzeugen und schon hatte ich den Mitgliedsantrag in der Hand. Glashütte ist leider noch in derselben Saison abgestiegen, sodass ich dann in der ersten Kreisligasaison im Verein angefangen habe. Die beiden Jahre waren die besten, die ich in meiner bisherigen Fußballlaufbahn erleben durfte. Der ganze Verein ist sehr familiär und die Mannschaft besteht größtenteils aus Spielern, die seit Jahren privat befreundet sind und schon seit Jahren im Verein spielen. Es gibt auch da keine Kohle fürs Kicken und der Zusammenhalt steht an erster Stelle. Sehr ähnlich also zu unserem SC Schwarzenbek. Da fühlte ich mich wohl.
Im Jahr drauf stand ein Auslandssemester in Mexiko (Guadalajara) an. Da ich vorher schon dreimal mal in Mexiko war, wusste ich, dass die Fußballkultur eine komplett andere ist. Es gibt beispielweise keine Clubs im Amateurbereich oder einen Verband, der alles organisiert. Die Fußballkultur in Mexiko verlagert sich mehr auf Freizeitligen oder auf die Straße. Dort können sich Freunde zu einem Team zusammenfinden und sich für ein Turnier an verschiedenen Fußballplätzen (Canchas) anmelden. Es gibt zum Beispiel viele Plätze wo sieben gegen sieben gespielt wird (Fútbol rápido). Wer jetzt glaubt, dass es dann einen ganz entspannten Fußballsonntag gibt, irrt sich gewaltig. Die Jungs gehen noch ein wenig leidenschaftlicher auf den Platz als wir Deutschen und ich habe echt richtig guter Kicker gesehen. Wahnsinn!
Aber ich wollte auch ein wenig ,,organisierten Fußball‘‘ spielen und habe mich daher bei meiner Fakultät in der Uni-Mannschaft (CUCSH-Centro Universitario de Ciencias Sociales y Huminades) angemeldet. Wir haben dort unsere Fakultät repräsentiert und waren eine der wenigen Mannschaften, die sogar einen Trikotsatz (für uns Deutsche ganz normal) hatten. Unser Trainer hat im von 2009 bis 2010 sogar im Trainerteam der Leones Negros (eine Zweitligamannschaft) gearbeitet und ist ein richtiger Fußballliebhaber. Warum er mich die Saison auf die Innenverteidigung gesetzt hat, verstehe ich bis heute nicht. Jede Diskussion scheiterte gnadenlos. Liebe Grüße an dieser Stelle Velador! Zwei Mal pro Woche hatten wir richtig Training und zusätzlich ein Spiel in der Liga. Die Spiele haben immer unter der Woche auf der Fußballanlage einer anderen Fakultät stattgefunden.
Man muss sich das in etwa so vorstellen, dass sich alle in der Liga anmelden konnten und ich fand dann viele Fantasienamen auf dem Spielplan wieder. Für mich war das am Anfang sehr verwirrend und ein wenig lächerlich. Aber auf dem Platz wurde ich dann von einigen Mannschaften eines Besseren belehrt und staunte des Öfteren nicht schlecht. Taktisch macht es jede Kreisligamannschaft in Deutschland besser, aber individuell waren einige Spieler auf Oberliganiveau unterwegs. Diese Schnelligkeit und Dribbelstärke sieht man nicht allzu oft im taktisch orientieren Fußballdeutschland. Leider sind wir im Halbfinale ausgeschieden, da wir in der letzten Minute einen Elfmeter verschossen haben. Die Enttäuschung war bei allen riesig. In Mexiko ist das Ligasystem bis hin zum Profifußball anders aufgebaut. Man spielt erst jeder gegen jeden und die ersten acht Mannschaften qualifizieren sich für eine Art Turnier (Liguilla). Hier wird dann bis zum Finale im Turniermodus gespielt. Ab der Liguilla kamen sogar Sichtungstrainer von professionellen Mannschaften zum scouten vorbei. Warum ich nicht angesprochen wurde, verstehe ich übrigens ebenfalls bis heute nicht (lacht). In jedem Semester gibt es noch das wichtigste Fußballturnier der Region (Intercentros). Für dieses Turnier bereiten sich viele Mannschaften aus anderen Fakultäten das ganze Semester lang vor. Hier läuft auch alles professioneller ab. Für das Turnier wurden wir sogar richtig vom Unterricht an der Uni freigestellt. Das erste Spiel konnten wir mit 1:0 für uns entscheiden. Der Jubel nach dem Tor ist unvergessen. Erleichterung pur! Am nächsten Tag ging es dann gegen eine andere Fakultät (CUCEA). Gnadenlos wurden uns mit einem 6:0 hier die Grenzen aufgezeigt und wir sind sang und klanglos ausgeschieden. Einige Spieler haben richtig geweint und ich habe dann erst richtig realisiert, welche Bedeutung dieses Turnier und der Fußball für die ganzen Mexikaner in der Mannschaft hatte. Jeder ist in diesem Team für den anderen durchs Feuer gegangen. Ich habe echt viel in dieser Zeit mitnehmen können, vor allem was es bedeutet, mit Leidenschaft und Spaß auf dem Platz zu stehen. Fußball war für die Jungs alles.
Während meiner Reise durch Zentralamerika bis nach Kolumbien habe ich ab und zu mal auf der Straße Fußball gespielt. In Erinnerungen geblieben ist mir vor allem ein vier gegen vier mit dem Futsal in Cartagena (Kolumbien) auf Beton. Ein Gegenspieler kam ohne Schuhe und hat barfuß gespielt. Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden so mit dem Ball tanzen gesehen wie diese Jungs aus Kolumbien. Unfassbar! 10:9 haben wir verloren. Zum Schluss meinten sie, dass sie jeden Tag auf diesem Betonplatz spielen würden. Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie diese Jungs Fußball, ohne Rasenplatz, ohne Umkleidekabinen und ohne Luxus wie wir ihn haben, leben. Ich weiß einige Sachen definitiv heute viel mehr zu schätzen nach dieser Reise.
Wir freuen uns, dass du wieder an Bord bist und die Mannschaft auf dem Platz verstärkst. Beim Spiel Jung gegen Alt würdest du mit deinen 25 Jahren im Team der Alten spielen. Damit geht natürlich eine gewisse Vorbildfunktion einher und eine Verantwortung gegenüber jüngeren Spielern. Hast du Lust auf diese wohl neue Aufgabe im Team?
Ganz klar ja! Ich habe so viel in den letzten Jahren bei Glashütte und in Mexiko in der Uni Mannschaft gelernt. In Glashütte war ich einer der jüngsten mit 22-24 Jahren und habe dadurch viel von den Älteren gelernt. Vor allem, dass es auch wichtig ist, wie wir miteinander neben dem Fußballplatz umgehen. In Mexiko habe ich beispielweise gelernt, wie man auf dem Platz füreinander einsteht. Jeder Zweikampf wurde für den anderen nach dem Motto ,,Leben oder Tod‘‘ geführt. Manchmal echt ein wenig grenzwertig. Außerdem habe ich das Gefühl eine Art Leichtigkeit in Mexiko und Zentralamerika gefunden zu haben, da die Jungs so leidenschaftlich auf und neben dem Platz waren. Vielleicht kann ich das alles irgendwie in das Team einbringen. Ich freue mich! Hoffentlich sehen wir uns bald auf dem Platz.